Jahrestreffen 2010

6. Internationales Jahrestreffen des Mercedes-Benz W 124–Club e.V. in Bad Malente-Gremsmühlen

Norddeutschland gibt es ein Land zwischen den Meeren, das in früheren Zeiten von der Weichsel-Eiszeit maßgeblich geprägt wurde. Die Gletscherzungen dieser Eiszeit hinterließen die charakteristische hügelige Landschaft mit ihren Grund- und Endmoränen, aus Toteislöchern entstand die hübsche Seenplatte, aus ehemaligen slawischen Runddörfern wurden nette, heilklimatische Kurorte, die Christianisierung brachte Kultur in diese Gegend und noble Herrenhäuser zeugen noch heute von gewissem Wohlstand. Dieses Land nennt man Schleswig-Holstein.

Im Jahre 2010 unserer Zeitrechnung, genauer gesagt in der Zeit vom 17. bis 20. Juni, bereiteten sich nun alle Bewohner dieses Landes auf ein besonderes Ereignis vor, das 6. Internationale Jahrestreffen des Mercedes-Benz W 124-Club e. V. in Bad Malente-Gremsmühlen.

Alle kamen und erwiesen uns einen phänomenalen Empfang. Seien es Kühe auf Flößen, urtümliche Waldbewohner aus dem Kurpark in Bad Malente, Hexen, die ihren Blocksberg verließen, um zum Bungsberg zu fliegen (gesehen über Laboe), U-Boote, die sich an den Strand begaben, um uns ihre Aufwartung zu machen, das muntere Völkchen der Benzer, die endlich rollenden Botschaftern aus ihrer ursprünglichen Heimat zuwinken konnten oder die Einheimischen, sie uns mit ihren Treckern begrüßten.

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Nun aber der Reihe nach:

Die Durchführung des 6. Internationalen Jahrestreffens unseres Clubs lag in den Händen von Katrin und Fritz Gehlhaar mit Unterstützung von Dörte und Michael Bahr. Das Hotel lag wunderschön am See, die Ausfahrten waren sehr sorgfältig vorbereitet worden, die Roadmap verdient eine glatte ‚1’ und das beiliegende Prospektmaterial der anzufahrenden Besichtigungsstellen ließ keine Wünsche offen. Von dieser Stelle herzlichen Dank für Eure aufwendigen Bemühungen.

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Am Anfahrttag, Donnerstag, den 17. Juni, lud Familie Jönck zu einem Grillabend zu sich nach Hause ein. Haus und Hof waren sehr ansprechend hergerichtet für einen verheißungsvollen Auftakt unserer Jahreshauptveranstaltung. Die Gastgeber ließen es an nichts fehlen: leckere Speisen, erfrischende Getränke, wohliges Ambiente, sogar Treckerfahrten wurden vom Hausherrn auf seiner roten ‚Rakete’ angeboten. Die zahlreich anwesenden Clubmitglieder dankten es den Jöncks mit langem Bleiben. Überall im Anwesen wurden intensive Gespräche geführt, und nun ratet mal, über welches Thema!

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Die übrigen Clubmitglieder reisten direkt nach Bad Malente an. Sie genossen schon mal den schönen Blick über den Dieksee und die frische Brise im Land zwischen den Meeren. Beim Abendessen zelebrierte dann Ehepaar Kieffer auf seine ganz ‚besondere’ Art und Weise in Anlehnung an das viele Wasser ringsherum den feuchten Willkommengruß an Schleswig-Holstein.

Am nächsten Morgen stand die erste Ausfahrt an. Alle Teilnehmer hatten sich um 9.00 Uhr eingefunden, um die Fahrtunterlagen entgegenzunehmen. Der Präsident verteilte sie höchst persönlich aus unserem Anhänger. Es war trocken und etwas frisch, doch als die Cabrios ihre Verdecke öffneten, ging es auch schon los Richtung Neustadt an der Ostsee. Die Filmkamera führte diesmal Elke Henn (Jürgen Klein war dies aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich), gefahren wurde sie von unserem Präsidenten in seinem Wagen. Zuerst fuhren wir an einigen Seen der Holsteinischen Schweiz entlang, schwenkten dann jedoch nach Osten. Unterwegs passierten wir Orte wie Oberkleveez, Bosau, Hutzfeld, Liensfeld, Klenzau, Braak, Groß Meinsdorf, Röbel, Bujendorf und Roge. Sie lockerten durch ihre schön anzusehenden Häuser und Höfe die Fahrt durchs satte Grün auf

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Dann kamen wir nach Neustadt und die Gesichter so mancher Menschen wurden immer erstaunter, als die Kolonne unserer W124-Wagen einfach nicht abreißen wollte.

Die erste Fahrt am heutigen Tage endete im Hafen von Neustadt. Hier stand die Besichtigung des ZDF-Studios 1 zur 1. Staffel der Serie ‚Küstenwache’ an. Wir fuhren auf das abgeriegelte Hafengelände und stellten unsere W124er in Reih’ und Glied auf. Dies ist immer wieder ein schöner Anblick. So konnten neue Teilnehmerautos mit ihren Insassen schnell ausgemacht werden und es begannen, ihr wisst schon, benzinhaltige Gespräche. Alle vier Haupttypen unserer Baureihe waren vertreten, dies dokumentiert eindrucksvoll unser Anliegen, ein Club für die gesamte W124-Baureihe zu sein

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Nach der Begrüßung durch den Leiter der MitarbeiterInnen, welche uns in kleinen Gruppen durch das Studio und die Requisitensammlung führen sollten, wurden wir durch einen kleinen Film für die Sendung ‚Küstenwache’ sensibilisiert. Anschließend ging es durch die nachgebauten Räume des Schiffes ‚ALBATROS’. Blicke in die Kombüse, den Funkraum, die Kapitänskajüte und auf die erstellten Requisiten sowie das Betreten der Offiziersmesse, der Gänge an Bord und der Kommandobrücke ließen erahnen, mit welchem Geschick die Bühnenbildner agieren, wie die Kameraführung gehandhabt und mit welchen raffinierten Tricks dabei gearbeitet wird, um einen guten Film zu machen.

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Nach der Besichtigung des Studios war eine kleine Stärkung angesagt. Bei einem Catering-Unternehmen wurden belegte Brötchen bestellt, die reißenden Absatz fanden. Die Fischbrötchen machten dabei das Rennen.

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Anschließend startete der zweite Teil unserer Ausfahrt mit etwas dezimierter Mannschaft (ein kleiner Teil fußballbegeisterter Mitglieder nahm wegen der WM in Südafrika den direkten Weg zurück). Wir fuhren aus Neustadt heraus zum Bungsberg (der höchsten Erhebung in Holstein) und dann in einem weiten Bogen am Kellersee vorbei durch Bad Malente zu unserem Hotel zurück.

Um 16.00 Uhr stand dann eine 5-Seen-Fahrt (Dieksee, Langensee, Behlersee, Höftsee, Edebergsee) auf dem Programm. Diesmal ging es ganz zu Fuß zur Anlegestelle des Schiffes. Da wir für den heutigen Tag unsere W124er nicht mehr benötigten, standen ihnen die Tränen in den Scheinwerfern. Wie konnten wir ihnen das nur antun? Nachdem wir versprachen, immer an sie zu denken, war der Trennungsschmerz nicht mehr ganz so groß und wir durften gehen. Unterwegs gab es, wer mochte, Kaffee und Kuchen im Vorbeigehen auf die Hand. Dies war eine erfrischende Idee, wir wurden wieder munter und konnten mit dieser kleinen Stärkung die Anlegestelle auch ohne unsere Autos erreichen.

Die Schifffahrt wirkte sehr entspannend auf uns. Die Uferpromenade von Gremsmühlen zog an uns vorbei, dann auch die Seeansicht unseres Hotels. Mal war viel Wasser um uns herum, das Ufer weit entfernt, mal querten wir enge Verbindungskanäle, welche hin und wieder die Seen miteinander verbanden. In Plön-Fegetasche war der fünfte See erreicht, jetzt ging es retour. Im überdachten Teil des Schiffes als auch auf der Sonnenterrasse (hier war es mitunter sehr frisch) ergaben sich schnell anregende Gespräche mit alten und neuen Bekannten. Es mangelte nicht an Gesprächsthemen, denn viele sehen sich bei einem Jahrestreffen das einzige Mal im Jahr. Wo man auch hinhörte, so waren die Unterhaltungen immer von einer Portion Benzingeruch umgeben.

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Nach zwei Stunden war die Schifffahrt beendet und wir gingen ins Hotel zurück. Dort freuten sich schon unsere W124er auf uns, denn sie wussten, wir hatten sie nicht im Stich gelassen. So konnten nicht nur sie beruhigt einschlafen, sondern auch wir konnten den Tag schiedlich-friedlich ausklingen lassen, denn mal Hand aufs Herz: mulmig war uns doch allen, unsere liebsten für die Schifffahrt alleine zurück zu lassen.

Am nächsten Morgen, Samstag, den 19. Juni 2010, stand die Hauptausfahrt an. Die letzten Teilnehmer aus dem Norddeutschen Raum trafen ein und erhielten ihre Fahrtunterlagen. Es war noch ein bisschen frischer als am Vortag und so manche graue Wolke hing am Himmel. Aber unsere Frischluftfans hatten warme Kleidung an, sie öffneten ihre Verdecke, so dass wir um 9.00 Uhr pünktlich abfahren konnten.

Ziel war diesmal das Ostseebad Laboe. Wir fuhren Richtung Norden durch Bad Malente, Eutin, Sielbeck – aber die vielen Orte will ich mir hier ersparen. Es war einfach schön, so locker und lässig durch Ostholstein zu fahren. Die Landschaftsfarben grün, blau und in den Ortschaften rot wechselten sich ständig ab, es war eine Fahrt zum Genießen.

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Bei Hubertsberg erreichten wir schließlich die Ostsee. Von einer Anhöhe aus hatten wir einen phantastischen Blick auf die See und den Strand. Hier legten wir einen kleinen Stopp ein. Wir stiegen aus und ließen uns von dem frischen Wind durchpusten. Dabei stellten wir fest, dass unsere wie in einer Karawane hintereinander am Straßenrand abgestellten W124er geradezu in diese Landschaft passten. Ihre Lackierungen ergänzten als Farbtupfer die Küstenlandschaft. Eine schöne Ansicht aus Natur und Technik, wie sie selten anzutreffen ist.

Nachdem wir wieder eingestiegen und gerade losgefahren waren, hatten die Veranstalter eine kleine Geschicklichkeitsübung eingebaut. Wenden des Fahrzeugs um 180 Grad auf schmalem Feldsträßchen, umgeben von hoch gewachsenen Getreidehalmen und Hecken und schließendem Vorbeifahren an den Wagen, die dieses Manöver noch vor sich hatten. Alle meisterten diese Aufgabe bravourös. Unsere W124er konnten stolz auf uns sein!

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Weiter ging es an der Ostsee entlang Richtung Westen. Kurz vor Laboe dann das Flair der großen weiten Welt: wir fuhren durch die Ferienkolonie ‚Kalifornien’. Die Menschen auf den Bänken am Deich standen auf, andere blieben stehen oder holten ihre Fähnchen heraus. Sie winkten uns zu, als wir durch den Ort fuhren.

Jetzt war es nur noch ein kleines Stück nach Laboe. Auf dem Parkplatz am Marine-Ehrenmal, dem Ziel unserer Hauptausfahrt, stellten wir unsere Wagen top eingeparkt ab. Da inzwischen Mittagszeit war und die Besichtigung des Marine-Ehrenmals erst um 13.30 Uhr anstand, gingen wir zum Mittagessen ins Restaurant ‚Seeterrassen’. Diesmal waren unsere W124er nicht traurig, denn sie erkannten an der Parkordnung, dass wir wiederkommen würden. Zudem hatten sie ständigen Blickkontakt zu dem Marine-Ehrenmal und den Aussichtsplattformen, wo sie uns bald erkennen würden.

Nach dem Mittagessen sammelten wir uns vor dem Eingang zum Marine-Ehrenmal. Inzwischen nieselte es ein wenig, da kam die geführte Besichtigung wie gerufen.

Wir wurden aus organisatorischen Gründen in zwei Gruppen geteilt. Das Führungsteam war sehr kompetent und erläuterte uns zuerst einige Ausstellungsstücke auf dem Freigelände. Wir hörten dann, dass das Ehrenmal inzwischen eine Gedenkstätte für die auf See Gebliebenen aller Nationen und Mahnmal für eine friedliche Seefahrt auf allen Meeren ist. Im Inneren beeindruckten die Eingangshalle, die Ehrenhalle mit den Schattenrissen aller in beiden Weltkriegen gesunkenen Schiffe der deutschen Marine und die vollständige Dokumentation aller gefallenen deutschen Marinesoldaten, die Fahnenhalle, die Ausstellung zur Errichtung des Ehrenmals, die unterirdische Gedenkhalle mit dem sagenhaften Klang und die Historische Halle mit einer Ausstellung von Schiffsmodellen, Karten und Dioramen zur Geschichte der Handelsschifffahrt und der Marine mit dem Fokus auf Rettung von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten auf dem Seeweg während des II. Weltkriegs.

Anschließend war die Fahrt auf den 85 m hohen Turm ein Muss. Von dort oben hatten wir einen schönen Blick auf die Kieler Förde, die Schleusenanlagen des Nord-Ostsee-Kanals, das Segelzentrum Kiel-Schilksee und die vielen Sportboote, die schon mal für die anstehende Kieler Woche ausfuhren. Bezaubernd war auch die Vorbeifahrt der Color Line – Fähre von Kiel nach Oslo.

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Für unsere Technik-Freaks war dann noch die Möglichkeit gegeben, das U-Boot U 995, welches als technisches Museum und Denkmal am Strand direkt vor dem Laboer Turm lag, zu begehen. Hier wurde deutlich, wie eng der Lebens- und Arbeitsraum für die Besatzung war und man wunderte sich, wie die Arbeitsabläufe auf so engem Raum über Wochen und Monate größtenteils reibungslos ablaufen konnten.

Bis zur Abfahrt nach Bad Malente blieb noch Zeit für Kaffee und Kuchen oder einen Spaziergang an der Ufer-/Strandpromenade Richtung Laboe.

Das letzte Teilstück der Ausfahrt führte uns noch einmal durch die Holsteinische Schweiz, jedoch fing es an, kräftiger zu regnen. So waren wir froh, wieder an unserem Hotel anzukommen. Wer wollte, konnte sich im SPA-Bereich des Hotels aufwärmen bzw. entspannen, um sich auf den protokollarischen Höhepunkt des Jahrestreffens einzustimmen.

Nachdem sich alle Mitglieder in eine Anwesenheitsliste eingetragen hatten, begann um 18.30 Uhr mit ein paar Minuten Verzögerung die Jahreshauptversammlung des Mercedes-Benz W124-Club e.V. Der Vorsitzende, Herr Stefan Dedich, begrüßte die Mitglieder und stellte die ordnungsgemäße und fristgerechte Einladung zur Versammlung und die Beschlussfähigkeit derselben fest. Anschließend leitete der Vorsitzende wie gewohnt routiniert und sehr umsichtig mit Unterstützung durch die anderen Vorstandsmitglieder Aimé Kieffer, Mario Sondermann und Frank Ullrich die Versammlung. Mittendrin ein kurzes Innehalten, denn der Vorstand musste entlastet bzw. anschließend ein neuer Vorstand gewählt werden. Diesen Part der Moderation übernahm gekonnt Hans Jürgen Breidenbach. Alle vier Herren des bisherigen Vorstandes wurden für weitere 2 Jahre im Amt bestätigt.

Im Hinblick auf das 5-jährige Bestehen des Clubs erhielt jedes Mitglied dann einen Porzellanbecher mit Logo des Clubs.

Dann wurde der Ort des nächsten Jahrestreffens, Freudenstadt im Schwarzwald, kurz vorgestellt und ein erster Ausblick auf das Hotel (mit Flyer) und auf die Ausfahrten gegeben. Auch die geplanten Orte für das Jahrestreffen im Jahr 2012 (Hessen) und im Jahr 2013 (München mit Oberbayern) wurden genannt.

Zum Abschluss der Versammlung ging der Dank aller Mitglieder, verbunden mit einem kleinen Präsent, an die Organisatoren des Jahrestreffens, Katrin und Fritz Gehlhaar sowie Dörte und Michael Bahr.

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Nachdem der offizielle Teil des Abends zügig zu Ende war, das Abendbuffet aber erst für 20.30 Uhr eingeplant war, wurde ad hoc das Foto-Shooting aller Anwesenden durchgeführt.

Nun ging es nahtlos in den gemütlichen Teil des Abends über, beginnend mit dem guten und reichhaltigen Abendessen. Es gab viel zu erzählen, so das Erlebte der letzten beiden Tage oder andere Highlights aus dem laufenden Jubiläumsjahr. Alte Erinnerungen wurden aufgefrischt und Pläne für die nächsten Ausfahrten und Veranstaltungen geschmiedet. Unsere W124er standen dabei oft im Mittelpunkt mit ihrem öligen Outfit unter der Motorhaube, ihrem wohligen Ambiente im Innenraum und der nach Abgasen riechenden Luft im Außenbereich. Ein herzliches Dankeschön ergeht an dieser Stelle an unsere Ehefrauen und Lebens-partnerinnen, die uns soviel Verständnis für unsere Leidenschaft entgegenbringen.

Zu vorgerückter Stunde wurde dann der Kreis der Verbliebenen immer kleiner, bis zuletzt nur noch der ‚Gute-Nacht-Tisch’ übrig blieb. Hier wurde noch einmal das Treffen ‚kritisch’ unter die Lupe genommen und auf coole Art und Weise gewürdigt. Das war ein gelungener Abschluss des Jahrestreffens.

Am nächsten Morgen war nach dem Frühstück dann allgemeiner Aufbruch. Das Abschiednehmen fiel uns nicht leicht, doch unter dem Dach der W124er-Familie sehen wir uns im Rahmen der vielen Angebote bestimmt.